Crypto.com, OpenPayd, Foris MT und ihre Verantwortung bei Krypto-Betrug
Verfasst von
Max Hortmann
03 Oct 2025
•
Lesezeit:
22 Minuten
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1. Einleitung – Die unsichtbare Architektur hinter Crypto.com
Krypto-Betrug beginnt selten auf der Blockchain – er entsteht in den Systemen, die keiner sieht. Hinter der glänzenden App-Oberfläche von Crypto.com laufen Zahlungen, Datentransfers und Prüfmechanismen über Partner wie OpenPayd und Foris MT. Dieses Netzwerk ist notwendig, um SEPA-Überweisungen und Euro-Wallets zu ermöglichen – doch genau dort entstehen auch Sicherheitslücken, fehlende Prüfungen und Datenschutzverstöße.
Dieser Artikel blickt hinter die Plattformstruktur: Er zeigt, welche Aufgaben OpenPayd und Foris MT tatsächlich übernehmen, warum ihre Zusammenarbeit entscheidend ist, wenn es zu Betrug oder Datenverlust kommt, und welche Rechte Sie als Nutzer gegenüber diesen Dienstleistern nach der DSGVO haben.
Wir erklären,
wie Geldflüsse technisch laufen,
welche Daten dabei verarbeitet werden,
wann Haftung greift,
und wie Sie als Betroffener Ihre Auskunfts- und Schadensersatzansprüche durchsetzen können.
Denn wer versteht, wie das System funktioniert, kann es auch rechtlich angreifen. Wissen schafft Kontrolle – gerade in einer Welt, in der Transparenz selten freiwillig ist.
2. Wer sind OpenPayd und Foris MT? – Die unsichtbaren Partner im Hintergrund
Was viele Nutzer nicht wissen: Crypto.com ist keine klassische Bank. Die Plattform selbst hält keine Kundengelder, sondern arbeitet mit regulierten Finanzdienstleistern, die das Fiat-System bereitstellen. Zwei dieser Akteure sind zentral für den europäischen Markt: OpenPayd und Foris MT Limited.
2.1 Foris MT – Das E-Geld-Institut in Malta
Foris MT Limited, ansässig in Malta, ist die europäische Tochtergesellschaft von Crypto.com. Sie betreibt die E-Geld-Konten (Wallets in Euro) und steht rechtlich als Vertragspartner der europäischen Kunden in der App. Nach dem Wegfall des früheren Dienstleisters Transactive Systems UAB 2023 übernahm Foris MT diese Rolle. Sie verfügt über eine E-Geld-Lizenz, die ihr erlaubt, Kundeneinlagen zu halten, zu verwalten und Zahlungen durchzuführen.
Kurz gesagt: Foris MT ist das Euro-Konto von Crypto.com innerhalb der EU – geführt nach europäischem Aufsichtsrecht.
2.2 OpenPayd – Der Zahlungsabwickler im Hintergrund
OpenPayd ist ein Banking-as-a-Service-Anbieter mit Sitz in London und einer europäischen Tochter auf Malta. Er stellt für Crypto.com die technische SEPA-Infrastruktur bereit: IBAN-Konten, Zahlungsrails, API-Schnittstellen. Wenn ein Nutzer Geld an Crypto.com überweist, landet es zunächst bei OpenPayd, wird dort erfasst und dann an Foris MT weitergeleitet.
OpenPayd fungiert also als Brücke zwischen dem traditionellen Bankensystem und Crypto.com, ohne dass der Kunde direkt mit OpenPayd einen Vertrag abschließt. Für den Nutzer wirkt alles wie ein einziger Prozess – in Wirklichkeit sind mindestens drei Parteien beteiligt.
2.3 Warum diese Struktur riskant ist
Die Arbeitsteilung ermöglicht globale Skalierung, schafft aber Verantwortungslücken. Wenn etwas schiefläuft – etwa ein Betrug oder eine unautorisierte Zahlung – weist jede Partei auf die andere: Crypto.com auf Foris MT, Foris MT auf OpenPayd. Für Betroffene bedeutet das Zuständigkeits-Pingpong: Niemand fühlt sich verantwortlich, obwohl alle beteiligt sind.
Juristisch ist das Problem klar: Nach Art. 26 DSGVO kann eine gemeinsame Verantwortlichkeit entstehen. Das heißt: Alle Beteiligten haften gemeinsam, wenn personenbezogene Daten (z. B. Kontoinformationen, Transaktionsdetails) nicht ausreichend geschützt oder korrekt verarbeitet wurden.
2.4 Fazit – Ein Netzwerk aus Pflichten und Risiken
Foris MT und OpenPayd sind das unsichtbare Rückgrat von Crypto.com – ohne sie funktioniert kein Euro-Transfer. Doch genau dieses System schafft Risiken: fehlende Transparenz, Datenfragmentierung und Verantwortungsdiffusion. Wer seine Rechte kennt, kann diese Struktur nutzen, um Haftung durchzusetzen. Im nächsten Abschnitt zeigen wir, wie Betrüger diese Abläufe ausnutzen und wo Plattformen gegen DSGVO und GwG-Pflichten verstoßen können.
3. Rolle im Zahlungsverkehr und typische Betrugsmuster
3.1 Wie das System funktioniert
Damit Kunden Euro-Guthaben bei Crypto.com verwenden können, läuft jeder Zahlungsvorgang über eine technische Kette: Bank des Nutzers → OpenPayd → Foris MT → Crypto.com-Wallet. OpenPayd stellt die IBAN und den Zahlungskanal bereit, Foris MT verwaltet die E-Geld-Konten und Crypto.com bucht das Fiat-Guthaben in der App.
Das System wirkt reibungslos – aber diese Aufspaltung bedeutet, dass Kontrolle und Verantwortung verteilt sind. Wenn ein Fehler oder Betrug auftritt, zeigt jede Partei auf die andere.
3.2 Typisches Betrugsschema aus der Praxis
Ein Anleger wird von einem angeblichen Broker kontaktiert und überzeugt, über Crypto.com zu investieren. Er durchläuft ordnungsgemäß das KYC-Verfahren und überweist 10 000 € auf ein maltesisches IBAN-Konto mit Empfänger Foris DAX MT Ltd. – bereitgestellt von OpenPayd. Das Geld wird gutgeschrieben, die Coins gekauft – und kurz darauf an eine externe Wallet gesendet. Innerhalb von Stunden sind Fiat- und Krypto-Vermögen verschwunden.
Die Plattform hat formal korrekt gearbeitet – doch keine Stelle hat die offensichtlich riskante Kombination „Ersteinzahlung + Sofortkauf + externer Abfluss“ überprüft.
3.3 Verpasste Kontrolle = Pflichtverletzung
Solche Abläufe fallen unter die Prüfpflichten des Geldwäschegesetzes (GwG) und die Sicherheitsanforderungen der DSGVO (Art. 32). Sowohl Crypto.com als auch OpenPayd hätten auffällige Transaktionsmuster erkennen und eine Sicherheitsmaßnahme auslösen müssen – z. B. eine temporäre Sperre oder eine manuelle Überprüfung. Das Unterlassen kann eine Pflichtverletzung mit Haftungsfolge darstellen.
3.4 Warum Betrüger genau diese Struktur nutzen
Betrüger wissen, dass die Zahlungskette zwischen Plattform, E-Geld-Institut und Banking-Dienstleister komplex ist. Sie profitieren davon, dass die Partner in verschiedenen Jurisdiktionen arbeiten (Malta, UK, Litauen) und keine sofortige Koordination stattfindet. Solange der Geldeingang formal korrekt war, laufen die Systeme automatisch weiter – und der Schaden ist vollendet, bevor jemand reagiert.
3.5 Rechtliche Relevanz
Diese Versäumnisse können gleichzeitig datenschutzrechtliche, aufsichtsrechtliche und zivilrechtliche Konsequenzen haben:
Das System hinter Crypto.com funktioniert nur, weil mehrere Akteure zusammenarbeiten. Doch genau diese Verflechtung führt dazu, dass Betrüger Lücken ausnutzen können. Wer Geld verliert, hat Anspruch auf Auskunft, Prüfung und gegebenenfalls Schadensersatz – gegen alle Beteiligten.
Im nächsten Abschnitt zeigen wir, wie diese rechtlichen Pflichten im Detail aussehen und welche Nachweise Betroffene nutzen können, um Verantwortlichkeit zu belegen.
4. Datenspeicherung im Hintergrund – Welche Daten liegen bei OpenPayd und Co.?
Jede Transaktion über Crypto.com erzeugt Daten – nicht nur auf der Plattform selbst, sondern auch bei ihren Partnern. Während Foris MT als E-Geld-Institut die Wallets verwaltet, übernimmt OpenPayd als Zahlungsdienstleister die technische Abwicklung der Überweisungen. Dadurch entsteht eine komplexe Kette von Datenverarbeitungen, über die Betroffene häufig im Unklaren gelassen werden.
4.1 Welche Daten tatsächlich gespeichert werden
Bei Crypto.com / Foris MT: Hier liegen die klassischen Kundendaten – Name, Adresse, Ausweisdokumente, verknüpfte Bankkonten, Transaktionshistorien sowie alle Login- und Sicherheitsprotokolle (z. B. 2FA-Ereignisse, IP-Adressen, Gerätetypen). Diese Informationen sind notwendig, um Ihr Konto zu verwalten, stellen aber zugleich sensible personenbezogene Daten dar.
Bei OpenPayd: OpenPayd verarbeitet immer dann Daten, wenn Sie eine Ein- oder Auszahlung tätigen. Dazu gehören Ihr Name, IBAN, Betrag, Verwendungszweck und Datum der Zahlung. Weil OpenPayd jedem Crypto.com-Kunden eine individuelle Referenznummer oder IBAN zuordnet, entsteht dort eine direkte Verbindung zwischen Ihrer Identität und den Zahlungsdaten. Hinzu kommen Aufbewahrungspflichten nach dem Geldwäschegesetz (GwG): Transaktionsdaten müssen über mehrere Jahre gespeichert werden.
Weitere Empfänger: Je nach Zahlungsweg können auch Zwischenbanken oder Analyse-Dienstleister Zugriff auf Teilinformationen haben. Zudem kann es bei Verdachtsmeldungen zu Weitergaben an Behörden oder Finanzaufsichten kommen.
4.2 Warum diese Daten so wichtig sind
Für Betroffene von Krypto-Betrug sind diese Datensätze oft der einzige Weg, den Geldfluss nachvollziehen zu können. Anhand von IBAN-Verknüpfungen, Verwendungszwecken und Log-Daten lassen sich einzelne Schritte rekonstruieren: Wann kam das Geld an? Wer hat es technisch verarbeitet? Wie schnell wurde es weitergeleitet? Jede dieser Antworten hilft, Verantwortlichkeiten zu klären und mögliche Pflichtverletzungen nachzuweisen.
Gleichzeitig zeigen viele Beschwerden, dass Nutzer nicht ausreichend über diese Datenverarbeitungen informiert werden. Viele erfahren erst nachträglich, dass ihr Geld bei einer Firma wie OpenPayd landet – ein klarer Verstoß gegen das Transparenzgebot der DSGVO.
4.3 Ihre Rechte gegenüber Crypto.com, Foris MT und OpenPayd
Nach der Datenschutz-Grundverordnung stehen Ihnen als betroffene Person mehrere Ansprüche zu:
Auskunft (Art. 15 DSGVO): Sie dürfen wissen, welche Daten verarbeitet werden, woher sie stammen und an wen sie übermittelt wurden.
Berichtigung (Art. 16 DSGVO): Falsche oder veraltete Angaben müssen korrigiert werden.
Löschung (Art. 17 DSGVO): Unrechtmäßig gespeicherte Daten sind zu löschen, soweit keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten bestehen.
Widerspruch (Art. 21 DSGVO): Sie können der weiteren Verarbeitung Ihrer Daten für bestimmte Zwecke widersprechen.
Schadensersatz (Art. 82 DSGVO): Bei Datenschutz- oder Sicherheitsverstößen können Sie Ersatz für materielle und immaterielle Schäden verlangen.
Diese Rechte bestehen unabhängig davon, ob Sie einen direkten Vertrag mit dem Dienstleister haben. Sobald personenbezogene Daten von Ihnen verarbeitet werden, sind Sie rechtlich „betroffene Person“ – und können die Offenlegung verlangen.
4.4 Was tun, wenn die Plattform schweigt
Kommt Crypto.com oder einer seiner Partner Ihrer Anfrage nicht fristgerecht nach (innerhalb von 30 Tagen), liegt ein Verstoß gegen Art. 12 ff. DSGVO vor. In diesem Fall können Sie:
eine Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzaufsicht (z. B. Malta / UK) einreichen,
oder unmittelbar anwaltliche Hilfe in Anspruch nehmen, um die Auskunft gerichtlich durchzusetzen.
Gerichte werten das Ignorieren eines Auskunftsersuchens zunehmend als eigenständigen immateriellen Schaden – Sie können also zusätzlich Entschädigung verlangen.
4.5 Fazit – Ihre Daten sind Beweise
Die Informationen, die Crypto.com, Foris MT und OpenPayd speichern, sind nicht bloß Verwaltungsdaten – sie sind juristische Beweismittel. Sie zeigen, wann Geld floss, wer es weiterleitete und ob Kontrollmechanismen versagten. Mit der DSGVO können Sie diese Daten einfordern, prüfen lassen und im Zweifel zur Durchsetzung Ihrer Ansprüche nutzen. So verwandelt sich ein technisches Datennetz in ein rechtliches Instrument: Transparenz wird zur Verteidigung.
5. Gemeinsame Verantwortung und rechtliche Konsequenzen
5.1 Gemeinsame Verantwortung nach Art. 26 DSGVO
Wenn mehrere Unternehmen gemeinsam darüber entscheiden, wie personenbezogene Daten verarbeitet werden, spricht man von gemeinsamer Verantwortlichkeit. Genau das liegt zwischen Crypto.com, Foris MT und OpenPayd vor: Alle drei bestimmen gemeinsam, wie Kundengelder transferiert, gespeichert und ausgewertet werden. Damit haften sie gesamtschuldnerisch – also gemeinsam – für Datenschutzverletzungen, Sicherheitslücken oder fehlende Transparenz. Der Nutzer muss nicht beweisen, wer „schuld“ ist; es genügt, dass ein Verstoß innerhalb dieser Struktur stattgefunden hat.
5.2 Pflichten der Plattformpartner
Nach Art. 26 DSGVO müssen die Beteiligten festlegen, wer welche Pflichten erfüllt – etwa bei der Datensicherheit, Auskunft oder Meldung von Verstößen. In der Praxis geschieht das oft in internen Verträgen, die Kunden nicht zu Gesicht bekommen. Doch juristisch bleibt entscheidend: Diese Vereinbarungen binden die Unternehmen – nicht den Betroffenen. Sie können Ihre Rechte gegen alle geltend machen, auch wenn ein Partner auf den anderen verweist.
5.3 Verstöße gegen Geldwäsche- und Datenschutzrecht
Verstöße gegen Geldwäschepflichten (§ 10 ff. GwG) oder Datenschutzvorgaben (Art. 32 DSGVO) haben zweifache Wirkung: Sie können sowohl aufsichtsrechtlich (durch MFSA, FCA oder Datenschutzbehörden) als auch zivilrechtlich verfolgt werden. Ein unterlassener Kontrollmechanismus – etwa das Ignorieren auffälliger Transaktionsmuster – kann als Pflichtverletzung gelten und einen Anspruch auf Schadensersatz auslösen. Auch die unzulässige Weitergabe von Daten an Dritte oder verspätete Meldungen über Sicherheitsvorfälle sind eigenständige Verstöße, die haftungsrechtlich relevant sind.
5.4 Ihre Handlungsoptionen als Betroffener
1️⃣ DSGVO-Auskunft gleichzeitig an Crypto.com, Foris MT und OpenPayd senden (Art. 15 DSGVO). 2️⃣ Fristen setzen und vollständige Datenkopien verlangen. 3️⃣ Bei Verzug → Beschwerde bei der zuständigen Datenschutzaufsicht (Malta oder UK). 4️⃣ Haftungsansprüche geltend machen: materielle Schäden (z. B. Geldverlust) und immaterielle Schäden (Kontrollverlust, Angst, Stress). 5️⃣ Parallel mögliche Verstöße gegen GwG-Pflichten dokumentieren und der Aufsicht melden.
Diese Kombination aus datenschutz-, zivil- und aufsichtsrechtlichen Schritten schafft maximalen Druck und erhöht die Wahrscheinlichkeit auf eine Reaktion oder Einigung.
5.5 Fazit – Verantwortung endet nicht an der Schnittstelle
Die Zusammenarbeit zwischen Crypto.com, Foris MT und OpenPayd bildet die technische Grundlage für Euro-Transaktionen – und damit auch ein gemeinsames Haftungsnetz. Jede Stelle, die Daten empfängt oder Zahlungen verarbeitet, trägt Verantwortung für Sicherheit, Transparenz und Aufklärung. Wer sich auf den anderen beruft, verkennt das Prinzip der gemeinsamen Verantwortung nach DSGVO. Für Betroffene heißt das: Sie müssen keine Zuständigkeiten klären, sondern nur handeln. Ein einziges Auskunftsersuchen kann reichen, um den Stein ins Rollen zu bringen – und die Partner dazu zu zwingen, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen.
6. Verstöße gegen das Geldwäschegesetz – rechtliche Folgen und Handlungsmöglichkeiten
6.1 Warum das Geldwäschegesetz für Krypto-Plattformen gilt
Sowohl Crypto.com als auch ihre Partner Foris MT und OpenPayd unterliegen den europäischen und nationalen Vorschriften zur Geldwäscheprävention (GwG). Diese Regelungen verpflichten Finanzdienstleister zu:
einer Identitätsprüfung (KYC) bei neuen Kunden,
laufender Überwachung von Transaktionen,
und der Meldung verdächtiger Vorgänge an die Finanzaufsicht.
Das Ziel: illegale Geldflüsse und Betrugsstrukturen frühzeitig erkennen und stoppen. Wird gegen diese Pflichten verstoßen, drohen nicht nur behördliche Sanktionen, sondern auch zivilrechtliche Haftung gegenüber den Betroffenen.
6.2 Typische Pflichtverletzungen im Krypto-Kontext
Keine Prüfung auffälliger Zahlungen: hohe Erstüberweisung gefolgt von sofortigem Krypto-Transfer bleibt unbeanstandet.
Fehlende Verdachtsmeldung (§ 43 GwG): offensichtliche Betrugsmuster werden nicht an die zuständigen Behörden gemeldet.
Unzureichende KYC-Kontrolle: falsche oder gefälschte Ausweisdaten werden akzeptiert.
Mangelndes Transaktionsmonitoring: interne Systeme erkennen verdächtige Muster nicht oder reagieren zu spät.
Solche Versäumnisse können die Verantwortlichen nach dem Geldwäschegesetz und nach zivilrechtlichen Vorschriften (§ 823 II BGB) haftbar machen.
6.3 Aufsichtsrechtliche Konsequenzen
Verstöße gegen das GwG fallen in die Zuständigkeit der Finanzaufsichten – etwa der MFSA (Malta), der FCA (UK) oder nationaler Behörden. Diese können:
Bußgelder verhängen,
Geschäftsbeschränkungen aussprechen oder
im Extremfall die Lizenz entziehen.
Eine Beschwerde eines geschädigten Nutzers kann ausreichen, um ein Prüfverfahren einzuleiten. Das verschärft den Druck auf die Plattformen erheblich – kein Finanzdienstleister will eine öffentliche Untersuchung durch die Aufsicht.
6.4 Zivilrechtliche Haftung bei Pflichtverletzung
Verstoßen Crypto.com, Foris MT oder OpenPayd gegen geldwäscherechtliche Pflichten, kann dies zugleich eine zivilrechtliche Haftung auslösen. Nach § 823 Abs. 2 BGB haftet, wer ein sogenanntes „Schutzgesetz“ verletzt. Das Geldwäschegesetz gilt als solches Schutzgesetz, da es auch dem Schutz der Kunden vor Vermögensschäden durch kriminelle Transaktionen dient.
Beispiel: Hätte OpenPayd eine auffällige Transaktion gemeldet oder Foris MT eine Auszahlung vorübergehend gestoppt, wäre der Betrug möglicherweise verhindert worden. Das Unterlassen dieser Prüfungen kann daher als Pflichtverletzung mit Schadensfolge bewertet werden.
6.5 Kombination mit DSGVO-Ansprüchen
In vielen Fällen überschneiden sich die Verstöße gegen das GwG und die DSGVO: Eine nicht geprüfte Transaktion ist zugleich eine mangelhafte Datensicherung im Sinne des Art. 32 DSGVO. Damit kann derselbe Vorfall zwei Anspruchsgrundlagen auslösen:
1️⃣ Datenschutzrechtlich (Art. 82 DSGVO) – wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen, 2️⃣ Zivilrechtlich (§ 823 II BGB i.V.m. GwG) – wegen unterlassener Pflicht zur Betrugsprävention.
Beide Ansätze können kombiniert werden, um Schadensersatz zu fordern und regulatorischen Druck aufzubauen.
6.6 Strategische Vorgehensweise für Betroffene
1️⃣ Pflichtverstöße dokumentieren: Zahlungsnachweise, Kontoauszüge, Zeitabläufe sichern. 2️⃣ DSGVO-Auskunft nutzen, um interne Prüfprozesse und Transaktionsdaten anzufordern. 3️⃣ Verweis auf GwG-Verstöße in der anwaltlichen Korrespondenz anbringen. 4️⃣ Beschwerde bei der zuständigen Aufsicht einreichen (MFSA, FCA, BaFin). 5️⃣ Schadensersatzforderung nach DSGVO und § 823 BGB stellen.
So entsteht ein Mehr-Ebenen-Ansatz: Datenschutz, Geldwäscheprävention und Zivilrecht greifen ineinander – und erhöhen die Chance, dass sich die Plattform bewegt.
6.7 Fazit – Geldwäschepflichten sind Verbraucherschutz
Das Geldwäschegesetz dient nicht nur der Kriminalitätsbekämpfung, sondern schützt auch Anleger. Wer seine Pflichten missachtet, verletzt damit zugleich das Vertrauen der Kunden und kann haftbar gemacht werden. Für Betroffene heißt das: Verpflichtungen, die nicht erfüllt wurden, sind Ihr Hebel. Jede nicht geprüfte Zahlung, jede unterlassene Meldung und jede verspätete Reaktion kann zur Grundlage eines rechtlichen Anspruchs werden.
7. Schlussfolgerung – Ihre Rechte durchsetzen, bevor Beweise verschwinden
Krypto-Betrug bei Crypto.com ist kein technisches Versehen, sondern das Ergebnis mangelnder Kontrolle und fragmentierter Verantwortung. Die Zusammenarbeit von Foris MT und OpenPayd macht Zahlungen möglich, schafft aber auch Risiken: Wenn Prüfmechanismen versagen, Alarmsysteme ausbleiben und Daten nicht geschützt werden, entstehen nicht nur Verluste – sondern auch klare Rechtsverstöße.
Die DSGVO und das Geldwäschegesetz (GwG) bieten Ihnen Werkzeuge, um genau hier anzusetzen: Sie können Auskunft verlangen, Daten als Beweise sichern und Schadensersatz geltend machen – unabhängig davon, ob Crypto.com, Foris MT oder OpenPayd verantwortlich war. Alle drei haften gemeinsam nach Art. 26 DSGVO, wenn sie Daten gemeinsam verarbeiten, ohne ausreichende Sicherheit zu gewährleisten.
Wer rechtzeitig reagiert, kann technische Spuren in rechtliche Argumente verwandeln: Login-Protokolle werden zu Beweisen, Auskunftsanfragen zu Druckmitteln und Pflichtverletzungen zu Haftungsgrundlagen. Das gilt sowohl nach Art. 82 DSGVO als auch nach § 823 BGB i. V. m. dem GwG.
Hinter jeder fehlgeschlagenen Transaktion steht ein System, das seine Pflichten nicht erfüllt hat. Die DSGVO und das GwG verwandeln diese technischen Lücken in rechtliche Hebel: Wer Daten verarbeitet, muss schützen – wer sie nicht schützt, haftet. Mit juristischer Präzision, Beweissicherung und klaren Fristen lassen sich Plattformen zwingen, Verantwortung zu übernehmen. Transparenz ist kein Gefallen – sie ist ein einklagbares Recht.
7.4 Call-to-Action – Jetzt handeln, bevor Beweise gelöscht werden
Zögern Sie nicht, wenn Sie von Krypto-Betrug betroffen sind. Jede Stunde zählt, bevor Logs und Zahlungsdaten gelöscht werden. Unsere Kanzlei unterstützt Sie bei der Durchsetzung Ihrer DSGVO-, GwG- und Schadensersatzansprüche gegen Crypto.com, Foris MT und OpenPayd.
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